Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter haben eine sozialpädagogische Perspektive auf den Schulalltag. Sie verkörpern zudem eine andere Rolle als Lehrpersonen und Schulleitungen. Das gilt auch für die Schulhauskultur. Im Gespräch erzählt ein erfahrener Schulsozialarbeiter, was aus seiner Sicht besonders wichtig ist.

Text: Dominique Braun
Empfohlen für Zyklus 1 und 2


Unser Gesprächspartner ist seit über 20 Jahren an derselben Schule in einer grösseren Gemeinde in der Agglomeration Zürich tätig. 300 Schülerinnen und Schüler besuchen die Schule. Wie an vielen Schulen ist die Gruppe sehr heterogen. So sind beispielsweise rund 70% der Lernenden mehrsprachig.
 

Der Schulsozialarbeiter unterscheidet den Begriff Schulhauskultur vom Begriff Schulkultur. Schulkultur ist in diesem Verständnis Ausdruck der Institution Schule innerhalb der Gesellschaft, z.B. die Schulpflicht oder die verlangte Leistungsbeurteilung. Die Schulhauskultur ist hingegen an einen konkreten Ort gebunden. Sie drückt aus, wie die Menschen in einer konkreten Schule zusammenarbeiten und miteinander umgehen.

Einerseits sind das die Haltungen und Werte im Hintergrund. Diese sind in den Leitbildern festgelegt und werden öffentlich gemacht. Dazu gehört wohlwollend sein, kinderzentriert sein und freundlich sein. Weiter gehört dazu, dass man auf Gleichheit fokussiert, Sicherheit vermittelt, kooperativ und partizipativ ist. Aber das sind eigentlich nur Worte.
 

Erkennen kann man diese Werte und Haltungen an den Handlungen. Es sind die alltäglichen Dinge, z.B. dass man Erwachsene oder Kinder anlächelt, wenn man ihnen im Treppenhaus begegnet, dass man sich grüsst, auch wenn die Kinder nicht immer grüssen. Man erkennt es daran, ob die Kinder lachen. Auch am Umgang miteinander: Wie gehen beispielsweise die Kinder miteinander um? Wie gehen die Erwachsenen untereinander und mit den Kindern um? Schauen sie hin, wenn etwas passiert? Sprechen sie mit einem Kind, das etwas angestellt hat und hören sie zu? Oder schimpfen sie sofort? Oder schauen sie einfach weg? Es gehört auch dazu, dass man die Kinder ernst nimmt. Daran merkt man viel von einer Haltung oder von einer Kultur in einem Schulhaus.
 

Ich finde auch, dass eine Haltung von oben kommt, von den Erwachsenen. Auch die Schulleitung prägt eine Schulhauskultur stark, je nachdem, wie die Schulleitenden mit dem Team umgehen oder was sie für Leitziele haben.
 

[1] Unter einer guten Schul(haus)kultur verstehen wir eine Schul(haus)kultur, in der alle Anerkennung erfahren, sich zugehörig fühlen, Gleichstellung erleben sowie erfolgreich lernen und arbeiten können.

Gibt es weitere Aspekte, die eine gute Schulhauskultur ausmachen?

Es gibt auch Aspekte auf der strukturellen Ebene. Das ist nicht ohne weiteres sichtbar. Es geht darum, welche Anlässe, welche Rituale in einem Schulhaus vorhanden sind. Das scheint mir auch zentral für eine Schulhauskultur. Was macht man gemeinsam? Was macht man allein?
 

Bei uns ist es zum Beispiel das Ritual zum Schulstart. Die Eltern sind während der ersten Stunde dabei. Danach laden wir sie beim gemeinsamen Kaffee zu einem Austausch mit dem Schulleiter, ein paar Fachlehrpersonen und mir ein. Dadurch kommen wir bereits etwas mit ihnen in Kontakt und können ihnen signalisieren: Wir sind offen. Kommt zu uns, wenn etwas ist.
 

Für die Schülerinnen und Schüler gibt es nach der 10-Uhr-Pause ein gemeinsames Ritual. Alle ab der 2. Klasse stellen sich im Singsaal auf der Bühne auf.  Die 1. Klässlerinnen und 1. Klässler kommen einzeln über einen roten Teppich herein, erhalten Applaus und eine Blumenkette. Sie stehen dann ebenfalls zu den anderen auf die Bühne. Anschliessend singen alle gemeinsam ein paar Lieder. Es geht bei diesem Ritual darum, dass wir die neuen Schülerinnen und Schüler mit dem Applaus einzeln begrüssen. Das gemeinsame Singen drückt zudem aus: Jetzt seid ihr angekommen. Jetzt seid ihr Teil der Gemeinschaft. Wir wollen ihnen das Gefühl vermitteln, willkommen zu sein und dazu zu gehören. Und sie sollen spüren, dass sie vor den Grösseren keine Angst haben müssen.
 

Das Abschiedsritual vor den Sommerferien ist auch wichtig. Die 6. Klässlerinnen und 6. Klässler verlassen das Schulhaus durch den Hinterausgang. Der Schulleiter und ich halten je eine Ansprache. Dann stellen sich alle Schülerinnen und Schüler in einem Spalier durchs ganze Treppenhaus bis zum Eingang auf. Danach rennen die Ältesten zum Song «We are the champions» die Treppen herunter, robben durch eine Röhre und werden von den anderen Kindern herausgerüttelt. Durch einen Vorhang verlassen sie das Schulhaus und dürfen vor den Sommerferien nicht mehr hinein. Ihren Schulthek müssen sie durch den Hintereingang holen. Das ist für sie ziemlich eindrücklich, weil sie merken, jetzt ist diese Phase vorbei.
 

Übergänge zu gestalten, ist wichtig und dafür eignen sich Rituale gut. Man wird aufgenommen, aber dann geht man auch wieder. Jedes Kind weiss, irgendwann bin ich dann an der Reihe.

 

Welche Aspekte sind hinsichtlich der Schulhauskultur im Kontext von Migration und sozialen Ungleichheiten wichtig?

Ich finde natürlich schon, dass es für die Schulhauskultur nicht ideal ist, wenn es zu ethnischen oder nationalen Gruppenbildungen kommt. Das geschieht zum Glück nicht oft. Seit dem Krieg in der Ukraine und dem Krieg in Gaza ist das in letzter Zeit etwas aufgekommen, dass einige Schülerinnen und Schüler plötzlich schlecht über bestimmte Kulturen sprechen. Ich vermute, dass sie das im Elternhaus mitbekommen. Wenn sie beginnen, solche Gruppen zu bilden oder auch andere bzgl. ihrer ethnischen oder nationalen Herkunft zu plagen, dann müssen wir genau hinschauen, es thematisieren und auch durchbrechen.

Und wie thematisiert ihr das?

Das ist dann meine Aufgabe. Ich spreche mit denjenigen Gruppen, die etwas dominant auftreten. Es kann auch sein, dass die Schulleitung dabei ist. Wir stellen in diesen Gesprächen das Gemeinsame, den Universalismus ins Zentrum. Wir betonen, dass hier alles Kinder sind. Und wir sagen auch, dass solche ethnischen oder nationalen Grenzziehungen hier nichts verloren haben.

Letzthin ist auch das N-Wort plötzlich aufgetaucht. Das haben dann die Lehrpersonen mitbekommen. Und es sind Kinder gekommen, die das gehört haben, die gar nicht selbst damit bezeichnet worden sind. Es gab es auch schon, dass sich Eltern gemeldet haben, wenn das Kind es erst zu Hause erzählt hat. Da reagieren wir darauf. Dann sprechen wir in der Klasse darüber und auch gezielt mit denjenigen Kindern, von denen wir wissen, dass sie das Wort benutzt haben.
 

Wenn ich solche Dinge nicht in einem vertraulichen Kontext erfahre (siehe weiter unten), dann beziehe ich sehr schnell die Schulleitung ein. Weil ich finde, da braucht es diese Klarheit, dass jetzt eine Grenze überschritten ist. Die Schulleitung übernimmt dann eher die Rolle, dass sie eine Grenze setzt. Ich übernehme die Rolle der Moderation und spreche mit denjenigen, die das Wort benutzt haben, um zu schauen, wie es weitergehen könnte, wie sie es wiedergutmachen können.
 

Wie sprecht ihr konkret?
 

Wenn ich mit ihnen spreche, sind meist auch die Betroffenen dabei. Dann sprechen diese Kinder auch selbst. Da geht es um Empathie: Wie fühlt sich das an? Wie ist das, wenn man dieses Wort hört oder damit bezeichnet wird? Wir sprechen auch darüber, dass es um ein Merkmal geht, das man nicht verändern kann. Ich drücke dabei ganz klar die Haltung aus, dass wir das nicht tolerieren, dass das nicht geht und dass das auch verboten ist. Wir sprechen also auch über Menschenrechte und die Verfassung, v.a. mit älteren Kindern. Da erkläre ich auch, was die Kinderrechte sind und die Würde des Menschen. Manchmal wissen sie auch gar nicht, was mit einem bestimmten Wort gemeint ist, und sprechen es einfach nach. Ich kann dann auch erklären, was das Wort für eine Geschichte hat.

Grundsätzlich ist meine Rolle als Schulsozialarbeiter sehr wichtig für die Schulhauskultur. Die Kinder wissen, dass sie mit allen Themen zu mir kommen können und dass es bei mir keine Sanktionen gibt. Wenn sie selbst etwas angestellt haben, kommen sie selten von sich aus. Aber sie können z.B. auch kommen, wenn sie bedroht werden oder wenn jemand gemein zu ihnen ist. Sie wissen, dass ich handle, sie aber trotzdem geschützt sind.
 

Wie kannst du sie schützen?
 

Ich spreche dann mit denjenigen, die z.B. bedrohen und schwindle ein bisschen. Ich sage beispielsweise: «Kinder haben gesehen, dass ihr das und das auf dem Schulweg gemacht habt.» Weil sie auch wissen, dass es bei mir keine Sanktionen gibt, müssen sie auch nicht wütend sein auf diejenigen, die das erzählen. Normalerweise sind sich Kinder bewusst, dass sie etwas angestellt haben. Und dann haben sie die Chance, das zu ändern. Das funktioniert eigentlich in den allermeisten Fällen. Und ich glaube, dabei ist meine Rolle wichtig. Weil sie Vertrauen haben können, erzählen sie die Dinge bereits zu einem frühen Zeitpunkt, bevor eine Situation eskaliert. Das finde ich wichtig in einem Schulhaus, dass sie einen Ort haben, an dem sie gehört werden. Wir üben mit ihnen zwar sehr früh, Konflikte selbständig zu lösen (siehe weiter unten). Ich denke aber, dass sie das in bestimmten Situationen nicht können, dass dann z.B. eine Bedrohung nicht aufhört. In diesen Situationen muss ihnen jemand zuhören. Dann müssen sie sich Hilfe holen können. Und bei mir ist es möglich, diese Hilfe zu erhalten.
 

Dass es bei mir keine Sanktionen gibt, ist ein wichtiger Unterschied zum übrigen Schulalltag. Bei mir hat ein bestimmtes Verhalten aber schon auch Konsequenzen. Ich verlange in der Regel eine Wiedergutmachung, damit wieder Angstfreiheit besteht. Die Kinder kennen den Ablauf. Wenn ich zum ersten Mal etwas höre, sage ich: «Schaut, ich habe das jetzt gehört. Was habt ihr für eine Idee, um das wiedergutzumachen? Was denkt ihr, was würde passieren, wenn ihr einfach so weitermacht?» Da sind sie sich sehr bewusst, dass dann die Schulleitung einbezogen würde und damit auch die Eltern. Aber das war jetzt schon lange nicht mehr der Fall.

Es gibt allerdings schon Situationen, in denen ich den Kindern sagen muss, dass die Vertraulichkeit auch Grenzen hat. Wenn es beispielsweise um Suizidalität geht. Das war in Gesprächen schon ein Thema, wenn sich z.B. jemand geritzt hat. In solchen Fällen muss ich klar sagen: «Schau, das müssen deine Eltern wissen, die müssen sich jetzt mit dir zusammen Hilfe holen. Die können dich unterstützen.» Und dann ist es natürlich wichtig, dass ich es so einfädle, dass es für das Kind gut rauskommt. Das ist zum Glück sehr selten, denn das ist sehr belastend.
 

Was ist deine Rolle in Bezug auf die Schulhausregeln?
 

Bei der Regelerarbeitung kann ich Einfluss nehmen. Da bin ich immer dabei. Aber viel mehr als die Regel interessiert mich dann, wie wir sie umsetzen oder wie wir bei Regelverstössen vorgehen. Und da versuche ich an den Schulkonferenzen immer wieder zu sensibilisieren: Wie sprechen wir mit den Kindern, wenn sie etwas angestellt haben? Beschuldigen wir sie einfach und fordern ein, sich an die Regeln zu halten? Oder hören wir zuerst zu und sagen danach, dass wir mit dem Verhalten nicht einverstanden sind? Fragen wir, was sie das nächste Mal anders machen könnten? Ich möchte die Lehrpersonen auf eine Sprache mit den Kindern sensibilisieren, mit der man die Kinder ernst nimmt und ihnen zuhört, auch wenn sie vielleicht etwas gemacht haben, das nicht in Ordnung ist. Es geht darum, zuzuhören und trotzdem Grenzen zu setzen. Und als weiteren Schritt braucht es eine Lösung, eine Wiedergutmachung. Wir haben diese Schritte ja auch in den Konfliktlösungsstrategien, die die Kinder lernen (siehe unten). Und als wir das eingeführt hatten, war es mir wichtig, dass sich auch die Lehrpersonen an diese Schritte halten, also nachfragen und nach Lösungen suchen.

Da kommt es auch darauf an, welche Schwerpunkte jemand hat oder welche Weiterbildungen jemand besucht hat. Wir haben die Arbeit mit Konfliktlösungsstrategien institutionalisiert. Diese lernen die Kinder ab dem Kindergarten. Ich führe das mit dem Friedensseil ein. Es handelt sich um eine Mediation in drei Schritten (vgl. dazu auch die Idee «Konfliktlösung mit dem Ampelsystem»)

1)       Das Problem erzählen und dazu berichten, wie man sich fühlt

2)       Lösungen suchen

3)       Abmachung treffen und Frieden machen
 

Das führen wir im Kindergarten mit Geschichten und Rollenspielen ein und wiederholen es danach immer wieder. In der Mittelstufe kommt der Schritt der Empathie dazu. Ab dann ist es den Kindern möglich, Konflikte miteinander zu bereden. Ende 5. Klasse bereiten wir sie darauf vor, Pausenlotsen zu sein. Dort lernen sie, wie man bei Konflikten vermittelt.
 

Auf die Konfliktlösungskompetenz legen wir in diesem Schulhaus schon lange viel Wert. Das ist auch im Schulprogramm verankert. Wichtig ist, dass die Lehrpersonen das regelmässig repetieren und bei Konflikten auf die vorhandenen Strategien hinweisen. Einige haben im Schulzimmer eine Wickie-Ecke eingerichtet. Dieser Begriff kommt aus der Geschichte von «Wickie und die starken Männer». Tjure und Snorre haben in der Geschichte immer Streit und finden keine Lösung. Wickie hat dann jeweils eine Idee, wie sie wieder Frieden machen können. Die Lehrpersonen schicken die Kinder bei einem Konflikt in diese Wickie-Ecke, um eine Lösung zu finden.
 

Ein weiteres Thema ist die Methode der «Kampfesspiele für Jungs» und «Selbstbehauptungstrainings für Jungs». Darauf habe ich mich spezialisiert. Das führe ich mit allen, Jungs und Mädchen, in der 2. und 4. Klasse durch. Die «Kampfesspiele» sind ein Sozialtraining zur Gewaltprävention. Es geht darum, den inneren Schiedsrichter zu trainieren, Grenzen zu respektieren, Regeln einzuhalten und fair zu bleiben, auch wenn man verliert.
 

Die Kinder kämpfen nach klaren Regeln. Eines liegt beispielsweise auf dem Boden und zwei andere drücken es nieder und es muss versuchen, aufzustehen. Das macht auch Spass, weil man die eigene Kraft spürt. Und dann geschehen auch Situationen, in denen jemand einen Ellbogen an der Nase hat. Oder es gibt diejenigen, die nicht verlieren können und eine Regel brechen, damit sie das Gesicht nicht verlieren. Solche Situationen finden hier in einem geschützten Rahmen statt. Nach dem Kampf erfolgt die Reflexion. Ich frage beispielsweise: «Was ist das jetzt für ein Gefühl, wenn zwei auf dir liegen und dich runterdrücken und du kannst dich nicht mehr bewegen?» Sie erzählen dann z.B. von der Wut, die sie spüren.
 

Ich mache auch gerne asymmetrische Kämpfe. Dann messen wir nicht, wer stärker ist. Ein Kind ist z.B. im Vierfüssler und das andere muss ihm die Brust auf den Boden drücken. Also jemand wehrt sich und jemand muss ein Ziel erreichen. Bei den asymmetrischen Kämpfen kann man das Gesicht nicht so sehr verlieren.

Zum Kampf gehören auch Rituale, z.B. dass man sich am Ende abklatscht. Das Ziel soll der schöne Kampf sein. Das schafft natürlich auch Beziehung. Das ist auch ein wichtiges Ziel. Und es macht auch einfach Spass, in der Turnhalle lustige Spiele und Kämpfe zu erleben. Das ist auch Schulhauskultur, Dinge zu tun, die Spass machen.
 

Wie machen sich die Kampfesspiele im Schulalltag bemerkbar?
 

Es geht ja darum, dass die Kinder eine Beobachtungsposition auf sich selbst einnehmen können. Wir knüpfen da am inneren Schiedsrichter an. Der innere Schiedsrichter ist diejenige Instanz, die Verantwortung für das eigene Handeln übernimmt. In Konfliktsituationen greift man aber oft auf Rechtfertigungsstrategien zurück. Diese haben das Ziel, die Verantwortung an jemand anderen abzugeben.
 

Ich führe das mit einfachen Regelspielen ein. Wenn sie sich nicht an eine Regel halten und dies selbst merken, müssen sie drei Liegestützen machen. Wenn ich es merke, sind es fünf Liegestützen.
 

Und das wenden wir auch beim Kämpfen an. Wenn es zu einem Regelbruch kommt, frage ich nach möglichen Lösungen. Wenn sie dann die Beobachtungsposition auf ihr eigenes Verhalten einnehmen können, ist das Ziel erreicht.
 

Aber wenn sie in der Pause mitten in einem Streit stecken und wirklich noch wütend sind, dann kommt oft die Rechtfertigungsstrategie. Dann weisen sie dem anderen die Schuld zu. Und wenn ich dann ein Kind frage: «Ok, was würde jetzt dein innerer Schiedsrichter dazu sagen?» Dann sagen eigentlich alle: «Ja stimmt, ich hätte ihn nicht schlagen sollen.» In Alltagssituationen kann ich darauf zurückgreifen, wenn sie den inneren Schiedsrichter schon kennen.

Es muss jede Schule ihren eigenen Weg finden. Ein wichtiger Punkt, wenn es um Schulhauskultur geht, ist die Stabilität des Teams, weil dies Sicherheit und Verlässlichkeit vermittelt. Wir sind ein Schulhaus, das wirklich viel Kontinuität hat. Ich bin schon über 20 Jahre hier. In dieser Zeit habe ich 18 Jahre lang mit denselben zwei Schulleitenden gearbeitet. Das gibt den Kindern Sicherheit. Sie wissen, wie ich reagiere, wie die Schulleitenden reagieren. Auch das Team war relativ konstant. Die vielen Wechsel bei der Schulleitung in den letzten zwei Jahren haben gezeigt, dass dies die Lehrpersonen verunsichert und dadurch auch ein Stück weit die Kinder.
 

Das zweite ist der Umgang mit den Regeln. Wir müssen sie nicht durchboxen, wir müssen sie als Erwachsene ernst nehmen, damit die Kinder wissen, dass sie gelten. Auch das gibt ihnen Sicherheit. Wir hatten früher einen Schulleiter, der z.B. selbst darauf geachtet hat, dass die Kinder Finken tragen. Dadurch haben alle gewusst, die Regeln, die wir haben, gelten.
 

Dasselbe gilt z.B. auch bei kleinen Handgreiflichkeiten. Dass man hingeht und sagt: «Das ist nicht in Ordnung, was du machst.» Man muss deshalb keine Strafarbeit geben oder jemanden anschreien. Aber man muss es sagen, sonst ist es das nächste Mal eine Faust, weil sie vielleicht denken, dass das erlaubt sei. Es ist wichtig, die kleinen Dinge zu sehen und anständig darauf aufmerksam zu machen und dadurch den Rahmen abzustecken. Es ist ähnlich wie im Classroom Management. Wenn es bereits eskaliert ist, ist es zu spät. Du musst das Kind wahrnehmen, bevor die Störungen kommen.
 

Eigentlich sind es diese Grundsätze, die aus den Kampfesspielen kommen:
 

  • Ich sehe dich. Das heisst, ich schaue hin.

  • Du bist ok. Vielleicht ist nicht ok, was du gerade gemacht hast, aber du bist per se ok. Mit dieser grundsätzlichen Haltung muss man mit den Kindern sprechen. Das Verhalten kann man ändern, aber das Kind als Menschen nicht.

  • Ich halte dich aus.


Diese Botschaften finde ich gut als pädagogische Haltungen. Und das hat sehr viel mit der Kultur zu tun, wie wir miteinander umgehen.

Kontakt


Dominique Braun
Dozentin, PH Zug
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