Institutionalisierte Formen der Zusammenarbeit – etwa in Form von Elterncafés – bieten den Eltern Austausch- und Partizipationsmöglichkeiten und schlagen eine Brücke zwischen dem Zuhause und der Schule.

Text: Miriam Aegerter
Empfohlen für Zyklus 1, 2 und 3

Beschreibung der Idee

Das Angebot eines Elterncafés kann die Zusammenarbeit zwischen den Familien und der Schule (Mehr im Hintergrundtext Zusammenarbeit mit Eltern) stärken sowie Informationen zum Schulalltag besser zugänglich machen. Das Elterncafé findet in regelmässigen Abständen statt und ist fest in den Jahreskalender der Schule eingeplant. Möglichst viele Familien werden angesprochen – mit und ohne Migrationsgeschichte – und das gegenseitige Kennenlernen, die Vernetzung der Eltern untereinander und der Vertrauensaufbau stehen im Zentrum.
 

Die Eltern sollen sich eingeladen fühlen, in einem ungezwungenen Rahmen, bei Kaffee und Kuchen, über verschiedene Themen auszutauschen, Fragen zu stellen oder sich beraten zu lassen. Idealerweise wird eine angenehme Atmosphäre geschaffen, in der Eltern das Gefühl von Offenheit und Vertrauen spüren können.

«Wir möchten eine Willkommenskultur schaffen, die möglichst viele Familien anspricht. Im Zentrum stehen das gegenseitige Kennenlernen, die Vernetzung der Eltern untereinander und der Vertrauensaufbau. Eltern sollen sich eingeladen fühlen, in einem ungezwungenen Rahmen Fragen zu stellen und Erfahrungen auszutauschen.»

, so Manuela Rieser eine Schulsozialarbeiterin, die in Hünenberg See ein interkulturelles Elterncafé lanciert hat. «Unser Schulsystem zu verstehen und Begrifflichkeiten wie 'SHP', 'SSA', 'Logopädie', 'Psychomotorik' etc. richtig einzuordnen, stellt oft eine Herausforderung dar», betont Manuela Rieser weiter. Im interkulturellen Elterncafé können solche Begriffe geklärt und Vertrauen aufgebaut werden. „Zudem ist das Knüpfen von Kontakten ein ganz wichtiger Aspekt, der im Elterncafé passiert“, sagt Manuela Rieser.

Flyer Elterncafé Eichmatt. Bild Manuela Rieser
Flyer Elterncafé Eichmatt. Bild Manuela Rieser

In einem Elterncafé ist eine offene Begegnung mit anderen Eltern und je nach Organisationsform auch mit der Schulleitung und Lehrpersonen möglich. Eltern haben die Möglichkeit den Inhalt des Elterncafés mitzugestalten und Ideen einzubringen. «Die Eltern erfahren, dass egal welcher Religion oder welcher Kultur man angehört, die Themen rund um die Erziehung die gleichen bleiben.» (Cornelia Graf, DaZ-Lehrerin)

Im konkreten Falle einer Schule in Luzern sind Lehrpersonen integraler Teil der Elterncafés. «Diese Runden werden moderiert von einer von uns Lehrpersonen, aber auf eine Art, die offen lässt, ob sich die Anwesenden beteiligen möchten oder nicht. Wir streben eine Kommunikation auf Augenhöhe an. Als Moderatorin kann ich allenfalls ein Thema in die Runde geben oder aus persönlichen Erfahrungen berichten. Sollte kein Gespräch entstehen, hat sich die moderierende Lehrperson im Vorfeld einige Gedanken zu möglichen Themen gemacht, die sie in ihrem Unterrichtsalltag beobachtet und beschäftigt.» (Cornelia Graf, DaZ-Lehrerin)

In der Schule Schwabgut in Bern treffen sich die Eltern vor der Pause unter sich und während der grossen Pause gesellen sich meist noch ein paar Lehrpersonen und oftmals auch die Schulleitung dazu. Die Eltern nutzen dann die Möglichkeit, ihre Anliegen direkt mit ihnen zu besprechen. Und auf dem Weg in oder von der Pause haben sie sogar noch die Möglichkeit ihren Kindern zuzuwinken. Auch sie profitieren, weil sich die Eltern durch die Vertrauensbasis aktiver in die Schule einbringen. Die Organisationen aus dem Quartier nehmen ebenfalls am Kaffeetreff teil und können so direkt auf ihre Angebote und Veranstaltungen aufmerksam machen.

So kann es gelingen

Sensibler Umgang bzgl. Beteiligung

Wichtig ist, dass die Eltern selbst entscheiden können, ob sie am Elterncafé teilnehmen wollen oder nicht. Es geht hier stark um Beziehungsarbeit und diese kann aus Erfahrung nicht verordnet werden. Da oft berichtet wird, dass Eltern mit Migrationsgeschichte in solchen institutionalisierten Formen der Zusammenarbeit untervertreten sind, hat es sich bewährt, die Eltern mit einer gezielten Einladung (z.B. mit dem Verteilen eines Flyers am Elternabend) für eine Beteiligung zu gewinnen. Oftmals ist eine persönliche, mündliche Einladung die beste Form. Zudem können Eltern einander auch gegenseitig ermutigen teilzunehmen, was die Hürde einer Teilnahme reduzieren könnte.

Niederschwelliges Angebot

Das Elterncafé ist ein Ort der Begegnung und des Austausches, welches regelmässig – beispielsweise einmal im Monat – stattfindet, unverbindlich besucht werden kann und ein niederschwelliges Angebot darstellt. So soll es den Eltern dann auch freigestellt sein, ob sie eine halbe Stunde oder bis zum Ende bleiben. Zentral ist jedoch, dass es fest in der Jahresplanung der Schule verankert ist und idealweise in Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren (z.B. aus dem Quartier) koordiniert ist. Variieren die Zeiten und Wochentage, können auch berufstägige Eltern teilnehmen.

Offizieller und persönlicher Charakter

Die Eltern schätzen es, wenn das Elterncafé einen offiziellen Charakter hat, institutionalisiert ist und auch wichtige Vertreterinnen und Vertreter der Schule oder des Quartiers daran teilnehmen, z.B. die Schulleitung, Lehrpersonen etc. Wenn die Eltern dann auch noch ihre Kinder sehen (z.B. auf dem Weg zum Elterncafé oder in der Pause), ist das ein schöner Nebeneffekt.

Kinderbetreuung

Damit sich die Eltern in Ruhe austauschen können, ist es ratsam für die kleineren Kinder eine Spielecke oder sogar eine Kinderbetreuung zu organisieren. Dabei kann beispielsweise auch mit den Betreuungspersonen der Tagesstrukturen zusammengearbeitet werden, die während der Unterrichtszeit allenfalls Kapazität für die Betreuung haben. „Mit dem Kinderhütedienst können wir bewusst auch Mütter erreichen.“ (Cornelia Graf, DaZ-Lehrerin)

Infrastruktur und freundliche Atmosphäre

Damit das Elterncafé in einer angenehmen Atmosphäre stattfinden kann, ist die passende Infrastruktur eine weitere Gelingensbedingung. So haben sich beispielsweise die Bibliothek, die Räumlichkeiten der Tagesstrukturen oder ein Gruppenraum der Schule bewährt. Kaffeemaschine, Teekocher etc. sollten vorhanden und gut zugänglich sein. Zudem tragen etwas passende Dekoration (z.B. ein Blumenstrauss, eine Kerze etc.) und Gebäck oder Knabbereien ebenfalls zur freundlichen Atmosphäre bei.

Finanzierung und Verankerung

Je nachdem wie das Elterncafé organisiert ist, fallen natürlich auch Kosten an. Ideal ist, wenn das Angebot institutionell verankert werden kann und somit auch Finanzen vorhanden sind. Im Beispiel der Schule Schwabgut in Bern, war die Aufbauphase des Elterncafés finanziell über die Bildungslandschaft futurina (eine von 22 nationalen Bildungslandschaften) gesichert, welche die Idee im Rahmen eines öffentlichen Forums aufgegriffen hatte. Zudem hat sich die Schule beteiligt und beispielsweise auch den Raum zur Verfügung gestellt.

Materialien und Links

Elterncafé Schule Schwabgut, Bern
www.futurina.ch
 

Artikel
«Jeden Dienstag gibt es an der Schule frischen Kaffee», Berner Schule 05/2019

Kontakt

Manuela Rieser
Schulsozialarbeiterin , Gemeinde Hünenberg
Mail schicken

Miriam Aegerter
Dozentin, PH Zug
Mail schicken
 

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